Fastenzeit(en)
Heute kennt man 'die' Fastenzeit als Einrichtung in der katholischen Kirche. Dabei ist sie gar keine kirchliche Einrichtung. Seit Ende des 5.Jahrhunderts wurden die aus alten Zeiten überkommenen Fastenperioden nur zu einem kirchlichen Brauch umgewandelt. Und zwar in vierteljährlichen Fastenperioden, die das Jahr in vier Quartember aufteilten (Frühjahr, Pfingst, Herbst und Advent).
Vor allem das Frühjahrsfasten am Ende des Winters deutet auf die jahrtausendalte Knappheit an Nahrung am Ende des Winters hin. Wenn die Natur in unseren gemäßigten Breiten noch keine Nahrung gibt, aber die Vorräte der Ernte des letzten Jahres schon viele Monate reichen mussten. Das ist eine gute Zeit um dem Körper eine Entlastung zu geben und Saatgut für das neue Jahr zu sparen.
Das originale Fasten
Die früheren Fastenregeln waren erstaunlich sinnvoll, insbesondere waren sie eine Umstellung und Erholung für den Fettstoffwechsel. Denn nicht nur auf Fleisch, sondern alle auf tierischen Fette wurde verzichtet. Auch auf Butter und Eier. Die spätere Einbeziehung von Fisch mit seinen hochungesättigten Fettsäuren passte ausgezeichnet dazu.
Erst im Jahr 1480 erliess Papst Sixtus IV. die Befreiung vom ausschliesslichen Gebrauch von Öl in der Fastenzeit. Denn selbst in Bayern, wo doch kein einziger Ölbaum fruchtet, wurde bis dahin in der Fastenzeit ausschliesslich mit Öl gekocht. Kein Butter, keine Eier, kein Schlachtfett, keine gesättigten Fette, kein Cholesterin, keine Fett-Falle. Witzigerweise heisst die Zeit vor Ostern in den orthodoxen Kirchenimmer heute noch die butterlose Zeit - in der Ost-Kirche wurden die Erlasse des römischen Papstes natürlich nicht beachtet.
Die persönliche Erfahrung
Als ich (ISP) diese Information vor 25 Jahren erhielt, entschied ich mich so eine originale Fastenzeit mal auszuprobieren. Um der Körper mal eine Abwechslung zu geben. Ich lebte so 40 Tage vollständig vegan - wie man das heute nennt. Nach etwa 3 Wochen erlebte ich eine unglaubliche positive Wandlung in meinem Lebensgefühl.
- Ich fühlte mich viel wacher, schneller, aufmerksamer, reger.
- Die Sinne schärften sich, ich hörte alles, sah besser und vor allem der Geruchssinn nahm neue Welten wahr.
- Ich wurde weniger müde, das ganze Leben fühlte sich viel 'leichter' an.
Das was so gut, dass ich es gern beibehalten wollte. Aber die Milchprodukte zu vermeiden stellte sich (in unserer Gesellschaft) als besonders anstrengend heraus. So wurde ich zum "Vegetarier". Das war in den 1980er Jahren auch noch ein kleines Abenteuer - aber machbar.
Seitdem habe ich das (vegane) Fasten jedes Jahr wiederholt. Der Effekt der Sinnesschärfung tritt auch jetzt noch ein, etwa 2 Wochen nachdem ich die Milchprodukte und Eier weglasse. Aber nicht mehr so deutlich. Das zeigt, dass auch das tierische Eiweiß eine Rolle spielt, denn die tierischen Fette haben bei mir sowieso nur einen kleinen Anteil.
Heute kann ich nur jedem empfehlen mal eine vegane Zeit von einigen Wochen einzulegen. Weil es sich einfach unglaublich gut anfühlt. Es ist eigentlich egal wann, aber die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern hat sich bewährt, denn das versteht jeder. Einige Wochen nur Pflanzen essen. Aber wenn, dann richtig. Kein Gramm tierisches Eiweiss, das hat sich bewährt. Denn aus den Nahrungsmittelunverträglicheiten kann man lernen, dass selbst geringe Mengen sich etwa 4 Tage lang auf den Körper auswirken.
Verzicht?
Die Fastenzeit wird heute als Zeit des Verzichts gesehen. Man versucht auf Süßigkeiten oder andere Suchtmittel zu verzichten.
Angesichts der erwähnten Vorteile kann man aber das Weglassen der tierischen Produkte kaum als Verzicht sehen. Eher als Anstrengung zur Erlangung eines Zieles. Von kleinen Mengen ist jedenfalls nicht die Rede. Da die veganische Ernährung größere Mengen für die gleiche Nährstoffmenge benötigt, wird der Magen eher mehr als weniger gefüllt.
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